Dior feiert die Wiedereröffnung von «30 Montaigne», der historischen Pariser Adresse, von der aus Christian Dior in den 1940ern die Welt erobert hat.
Ein kleines Museum der Mode
Ein ganz besonderes Highlight: La Galerie Dior, eine Hommage an Christian Diors erste Berufung als Galerist. Anhand einer narrativen Szenografie von Nathalie Crinière (55) werden Besucher durch die Archive und Schritt für Schritt durch die Geschichte der Maison geführt. Ein kleines Museum der Mode. Und eine aufwendig inszenierte Ehrerweisung an all die kreativen Visionäre, die das Haus in den vergangenen Jahrzehnten geprägt haben: Marc Bohan (95), Gianfranco Ferré (1944-2007), John Galliano (61), Raf Simons (54), Maria Grazia Chiuri (58) – und natürlich Christian Dior selbst.
«‹30 Montaigne› ist die Adresse, an der die Geschichte von Dior geschrieben wurde.» – Nathalie Crinière, Szenografin von La Galerie Dior
Was Besucher wie eine Traumwelt erleben, bedeutete für Szenografin Nathalie Crinière intensive Arbeit und die Konfrontation mit ungewohnten Herausforderungen. «Wenn man in Museen ausstellt, hat man riesige Flächen zur Verfügung. Hier in der Galerie Dior war das nicht der Fall. Wir mussten lernen, jeden Quadratmeter optimal zu nutzen.» Insbesondere die in die Ausstellung integrierte Technik wurde zum Problem. «Die einzelnen Räume sind relativ klein. Das machte es schwierig, die ganzen Gerätschaften unterzubringen. Hier ist alles voller Technik, hinter jeder Wand, jeder Tür, jeder Decke Technik! All das galt es zu verbergen. Wir wollten, dass für die Besucher nur die schönen Dinge sichtbar sind.»
«Irgendwo zwischen Kleid und Kunstwerk»
Schöne Dinge gibt es viele: Glasvitrinen, in denen Illustrationen, Skizzen und alte Fotos von Monsieur Dior zu sehen sind. Pinnwände mit Designentwürfen und Stoffproben aus Zeiten vor den unsrigen. Der Dior-Regenbogen im Treppenhaus – Miniaturkleider und Nachbildungen von Accessoires im Farbverlauf. Und natürlich die von Nathalie Crinière inszenierten Räume, die die schönsten Roben aus fünfundsiebzig Jahren Dior-Modegeschichte zur Schau stellen. Während es sich bei vielen um Originale handelt, mussten einige Kleider für La Galerie nachgeschneidert werden. «Textilien, insbesondere alte, bedürfen eines ganz bestimmten Klimas, um zu vermeiden, dass sie auf Dauer Schaden nehmen: mindestens 18 und höchstens 20 Grad Celsius. In kleinen Räumen können Geräte wie Lampen oder Projektoren die Luft schnell aufheizen. Das erklärt, warum es sich bei einigen Roben um Replikas handelt. Wir wollten kein unnötiges Risiko eingehen.»
Originale oder nicht, der Rundgang ist ein beeindruckendes Erlebnis. «Was ich an Dior so liebe», erklärt Crinière, «ist, dass der Name für etwas steht, was irgendwo zwischen Kleid und Kunstwerk liegt. Ich kenne nicht sämtliche Kollektionen im Detail, aber ich kenne die Geschichte, die über das Haus erzählt werden muss.» Eine Geschichte, die gemäss Crinière an keiner anderen Adresse erzählt werden kann als an genau dieser. «‹30 Montaigne› ist ein ganz besonderer Ort. Nicht nur, weil Dior hier all seine Expertise unter einem Dach versammelt. Sondern vor allem, weil es dasjenige Dach ist, unter dem alles angefangen hat. Die Adresse, an der diese Geschichte geschrieben wurde. Das spürt man. Das hat Magie.»