LA VIE AU SOLEIL

Von der Papiertischtuchskizze zum internationalen Kultlabel: Vilebrequin feiert fünfzig Jahre ikonische Bademode.

VBQ Archives Prysquel Kopie 6

Saint-Tropez, 1971. Ein ehemals verschlafenes Fischerdörfchen, der neue Place to be. Jeder, der gesehen werden will, ist da. So auch Autojournalist Fred Prysquel und die schöne Yvette, ein junger Abenteurer und seine ehemalige Liebe aus der gemeinsamen Schulzeit in Nîmes. Prysquel verfällt Yvette aufs Neue und beschliesst, sie zurückzuerobern.

In einem Dorfcafé skizziert der Franzose eine Badehose auf das Papiertischtuch. Lässig sitzende Shorts, wie sie die kalifornischen Surfer tragen, verziert mit farbenfrohen Motiven, wie Prysquel sie auf seinen Reisen durch Afrika gesehen hat.

Statt aus dem für die damalige Zeit üblichen Stoff lässt der Franzose sein Design aus leichtem Spinnakertuch schneidern. Stolz trägt er die Eigenkreation am hippen Moorea-Beach zur Schau. Und tatsächlich: Yvette zeigt sich beeindruckt von der Jugendliebe in der ungewöhnlichen Badehose, die Leidenschaft entfacht aufs Neue. Gemeinsam eröffnen die beiden eine Boutique im Zentrum von Saint-Tropez und lassen ihre Marke eintragen: «Vilebrequin», Kurbelwelle zu Deutsch, inspiriert von der Eisenwendeltreppe im Ladenlokal, die den Autofanatiker Prysquel an die Form des gleichnamigen Motorenbestandteils erinnert. Die Geburtsstunde einer Badehosenmarke, die auch fünfzig Jahre nach ihrer Gründung noch immer Kultstatus geniesst.

Es ist eine Art Klub, zu dem man gehören will. Man erkennt sich untereinander. Als diejenigen mit dem Mut, aufzufallen, als solche, die ihre Welt in leuchtenden Farben sehen. Bis heute steht Vilebrequin sinnbildlich für Energie, Lebensfreude und das grosse Freiheitsgefühl des Saint-Tropez der 1970er-Jahre – einer Zeit, in der Anderssein gefeiert wurde und Zurückhaltung nicht nobel, sondern langweilig war.

Mit ihren humorvollen Motiven lädt die Marke seine Träger ein, ihr inneres Kind nach aussen zu tragen. Ohne da Abstriche machen zu müssen, worauf man als Erwachsener Wert legt: Qualität, Tragekomfort.

Während das Bewahren der eigenen Wurzeln ein wichtiger Bestandteil der Markenphilosophie bleibt, prägte Fred Prysquels Pioniergeist den anderen: Innovation. Getreu dem Vorbild des Markengründers, der 1971 Schnitt und Material der Badeshorts revolutionierte, bleibt Vilebrequin entschlossen, bei seinen Designs immer einen Schritt weiterzudenken. Regelmässig kollaboriert die Marke mit renommierten Künstlern wie etwa dem Fotografen Massimo Vitali, Modedesigner Jean-Charles de Castelbajac oder Off White’s Virgil Abloh und lässt die eigene Designsprache durch deren Blickwinkel frisch interpretieren.

Hochmotiviert forscht das Team an der Entwicklung neuer, nachhaltiger Garne und Textilien, mit denen der ökologische Fussabdruck der Produkte verringert werden kann. Das für die Männerkollektion verwendete Polyestergarn etwa besteht zu 100 Prozent aus Plastikabfällen der Fischerei. Für die Kollektionen Nuage, Neo und Solid Water setzt Vilebrequin auf ein recyceltes Gewebe, das aus Faserresten und nicht verwerteten Industriematerialien gewonnen wird. Für die Rashguards-Kollektion nutzt Vilebrequin einen Stoff aus recycelten Fasern aus Polyamidabfällen, Fischernetzen und Teppichen. Und weil das alleine nicht ausreicht, unterstützt die Marke seit 2016 die polynesische Non-Profit-Organisation Te Mana O te Moana, die sich für die Rettung von Meeresschildkröten engagiert. Mit dem Beitrag zum Schutz der bedrohten Reptilien zollt das Unternehmen demjenigen Meeresbewohner Dank, der als Inspiration seines ikonischsten Printmotivs gilt.

Dieses Jahr feiert Vilebrequin nun sein Fünfzigjahrjubiläum. Und wer sich für seine Vergangenheit nicht zu schämen braucht, darf sie voller Stolz zelebrieren. Vilebrequin nahm das Jubiläum zum Anlass, tief in die Archive zu tauchen und aus jedem Jahr des Bestehens ein symbolträchtiges Männermodell in limitierter Auflage wiederzubeleben. Besonders zeitlose wurden identisch nachproduziert, andere im Geiste der Dekade neu interpretiert.

Bei den Damen, wo die Archive nicht ganz so weit zurückreichen, verleiht die Jubiläumskollektion eine Idee, was hätte sein können. Und weckt Neugier auf das, was noch kommt.

Und so freuen wir uns auf weitere fünfzig Jahre Feriengefühl mit Vilebrequin – mit den Füssen im Sand und dem Kopf in den Wolken.

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