Tom Ford – schillernder Stardesigner, der ein Jahrzehnt der Mode prägte

Er hauchte den Modehäusern Gucci und Yves Saint Laurent wieder Leben ein und gründete dann seine eigene Modemarke. Tom Ford ist visionär und mit viel Talent gesegnet. Das beweist er auch in seiner Zweitkarriere als Regisseur.

Tom Ford, Designer

Es ist ein Märchen wie aus dem Buch: Ein einfacher Junge mit grossen Ambitionen prägt die europäisch-amerikanische Modegeschichte und wird in den 90er-Jahren zum schillernden Stardesigner. Geboren in Austin, Texas (USA), verbringt Tom Ford (60) den grössten Teil seiner Kindheit in Santa Fe, New Mexico (USA). Die Dürre und das Endlose der Wüstenebene von New Mexiko sollen Ford für immer prägen. In den 80er-Jahren zieht es den heutigen Stardesigner dann nach New York. Sein kreativer Geist will gefordert werden, und so belegt Ford Kurse in Kunstgeschichte an der New York University. Es dauert nicht lange, bis er sich anschliessend auf Architektur und Design konzentriert, was er an der Parsons School of Design in New York und Paris studiert.

Was danach folgt, geht in die Geschichte ein: Ein ganzes Jahrzehnt lang prägt Ford die Modewelt wie kein anderer. 1990 stellt ihn das Luxus-Label Gucci als Designer für die Damenmode in Mailand (I) an. Damals steht die Marke kurz vor der Pleite. Ford gelingt es aber, Gucci wieder zum Leben zu erwecken. Nur zwei Jahre später steigt der Erfolgsgarant weiter auf: Er wird zum Design Director, und 1994 übernimmt er gar die Stelle als Creative Director von Gucci. Mit nur 32 Jahren wird Ford Leiter aller Gucci-Produktlinien.

Die Kreationen, die unter seiner Leitung entstehen, sind von einem divenhaften Stil gekennzeichnet. Rasante Schnitte mit spannend Cut-outs und simple Schönheit – das macht seine Designs aus. Das zeigt sich bis heute in den Damenkollektionen seines eigenen Labels. Dieses gründet Ford nur ein Jahr nach dem Ausscheiden aus der Gucci Group in 2005. Dort zeigt er auf dem Laufsteg zuerst eine Männerkollektion. Später folgen Brillen- und Sonnenbrillenkollektionen. Zudem gibt es ein eigenes Tom-Ford-Beauty-Label. Sein erster Flagship-Store öffnet 2007 in New York, einer seiner Musen-Städte. Heute gibt es mehrere Läden weltweit, darunter auch einen in Zürich.

Gut sitzende Herrenanzüge mit schmaler Taille und kantigen Schultern – dafür steht Tom Ford. Diese sind sein grosses Markenzeichen und schon Hollywood-Stars wie Brad Pitt (57), Johnny Depp (58), Colin Firth (60) oder kürzlich erst Timothée Chalamet (25) führten Fords massgeschneiderte Anzüge über den roten Teppich. Oft auch mit gewagten Mustern oder in knalligen Farben, aber immer im klassischen Schnitt. Im Film «James Bond 007: Ein Quantum Trost» (2008) trägt Hauptdarsteller Daniel Craig (53) einen schwarzen Tom-Ford-Anzug.

Einfluss hatten viele Menschen auf den zielstrebigen und visionären Modeschöpfer. So verirrt sich in den 80er-Jahren, in denen er in Los Angeles als Schauspieler sein Geld verdient, auch Roy Halston Frowick (1932–1990) in Fords Leben. Wie sehr Halston den Designer in seinen jungen Jahren prägt, sieht man vor allem in Fords berühmten Gucci-Kollektionen für den Herbst/Winter 1995/96 und Frühling/Sommer 2011, in denen viel Satin und Seide Platz findet.

«Halston» – das exzessive Leben eines Kult-Designers

In den 70er-Jahren wurde Roy Halston Frowick das Symbol des amerikanischen Glamours. Mit Ewan McGregor in der Hauptrolle hat Netflix eine schillernde Hommage gedreht, die den Modeschöpfer zwischen Fashion, Kippen und Kokain zeigt.

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Auch Bianca Jagger (76) hinterliess einen bleibenden Eindruck bei Ford während seiner Los-Angeles-Zeit. Zu ihrem Markenzeichen zählten damals Smokings in Weiss oder Creme. Und gut geschnittene Anzüge für Frauen und Männer wurden schliesslich zu Fords Signatur-Look. Eines seiner Sonnenbrillenmodelle heisst gar «Bianca», was als Widmung für die Muse seiner Jugend gilt.

Weitere Inspirationsquelle des Maestros war Model Lauren Hutton (77), die 2010 im Alter von 67 Jahren über den Laufsteg von Fords Debütshow für Womenswear stolziert. Auch 2017 läuft sie noch einmal für den Designer, und das mit 72 Jahren. Sie gilt als Fords langjährige Muse und sein Vorbild für zeitlosen Stil.

Nicht nur Menschen, sondern auch Orte prägten den Designer. Klar sind Modestädte wie London, Paris oder Mailand für einen Designer unabdinglich. Dort fühlt sich Ford wohl. Dort gehört er hin. Dennoch vermag sich der Stardesigner nicht der Anziehungskraft der Unweiten von New Mexico zu entziehen, wohin es seine Familie verschlug, als Ford elf war. Seine erste grosse Gucci-Gage gab er dafür aus, um das Daheim seiner Grossmutter in Santa Fe zurückzuerwerben. In seinem Zuhause in Los Angeles hängt angeblich ein schwarzes Mobile von Alexaner Calder (1898–1976), das einst der grossen US-Malerin Georgia O’Keeffe (1887–1986) gehört haben soll. Es soll ihn an seine Liebe zu New Mexico erinnern, wo er einst begraben werden will.

Manche sind Tagesmenschen, anderen Nachteulen. So schläft Ford etwa nur drei bis vier Stunden, da er nachts angeblich oft Kreativitätsschübe erlebt. Sein Kopf arbeitet auch, wenn er ins Bett geht, wo auf dem Kopfkissen Post-its kleben, damit er ja keine Einfälle verlieren kann.

Nicht nur im Modebusiness hat Ford seine Finger im Spiel, auch im Filmgeschäft mischt der 60-Jährige mit. Dort startet er 2005 mit der Gründung seiner eigenen Filmproduktionsfirma unter dem Namen «Fade to Black Productions» eine zweite Karriere. Sein erster Film, in dem er Regie führt, erscheint 2009. Mit «A Single Man» mit Colin Firth und Julianne Moore (60) in den Hauptrollen staubt er internationale Nominierungen und Auszeichnungen ab. 2016 folgt der Thriller «Nocturnal Animals».

Wer mit den richtigen Schmökern auf dem Coffee Table beeindrucken will, bei dem darf dieses Exemplar nicht fehlen: das berühmte, dicke Buch mit dem schwarzen Cover und der präsenten weissen Schrift. «Tom Ford» steht dort in Grossbuchstaben. Es ist ein Werk, das auf 416 Seiten das Jahrzehnt (von 1994 bis 2004) mit Fords Arbeiten für Gucci und Yves Saint Laurent zusammenhält. Für alle, die sich nach mehr kunstvollen Bildern sehen, welche die unbeugsame Kreativität des Maestros zeigen, gibts bald Nachschub. Im November soll «Tom Ford 002» erscheinen.

Ein wahres Jetset-Leben: Zusammen mit seinem Lebenspartner, dem Modejournalisten Richard Buckley (73), lebt Ford zwischen Los Angeles, London, Santa Fe und Italien. Die beiden sind seit 2014 verheiratet. Am 23. September 2012 kam ihr Sohn, Alexander John Buckley Ford, in Los Angeles (US) zur Welt. Ford hatte sich schon immer Kinder gewünscht.

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