Trichologe Remo Lageder: über Haarmythen und die 5-Stufen-Therapie der Zürcher Haarklinik
BOLERO: Wie sind Sie zur Trichologie, der Wissenschaft der Haare, gekommen?
REMO LAGEDER: Aus Eigeninteresse. Das war vor acht Jahren. Ich war 28, und meine Haare wurden auf einmal dünner. Ich begann, zu recherchieren, klapperte Dermatologen und Ärzte ab. Wirklich helfen konnte mir keiner. Ich suchte weiter und stiess auf eine Universität in New York, an der ein Teilmedizinstudium im Bereich der Trichologie möglich war. Ich schmiss meinen Job als Finanzberater, fokussierte mich auf die Ausbildung und baute parallel dazu die Haarklinik in Zürich auf. Mit der Trichologie, einem Teilbereich der kosmetischen Dermatologie, befasst man sich hierzulande bis jetzt nur am Rande.
Was ist Ihre grösste Erkenntnis aus der Zeit?
Dass die Themen Kopfhaut und speziell auch der Haarausfall viel komplexer sind, als ich angenommen hatte. Es gibt viele Arten von Haarausfall und viele Einflussfaktoren wie Stress, Hormone, Medikamente und Ernährung, die dazu führen können. Ich dachte früher, Haarprobleme hätten mit zu viel Testosteron und Kopfbedeckungen zu tun.
Mit Kopfbedeckungen?
Das Ammenmärchen entstand in Kriegszeiten, als achtzehnjährige junge Männer mit voller Haarpracht in den Krieg zogen und mit lichtem Schopf zurückkehrten. Damals meinte man, das häufige Helmtragen sei schuld. Heute weiss man, dass die Soldaten von genetischem Haarausfall betroffen waren, der vom kriegsbedingten Stresslevel noch gefördert wurde.
Was ist die häufigste Ursache der Haarprobleme Ihrer Patienten?
Genetischer Haarausfall. Rund fünfzig Prozent aller Frauen und achtzig Prozent aller Männer leiden darunter. Wir sind darauf spezialisiert, ihn zu stoppen und die Situation in den meisten Fällen zu verbessern. Das braucht circa vier Monate.
Wie stellen Sie das an?
Mit einer Anamnese, bei der wir Genetik, Ernährungsgewohnheiten, den Hormonspiegel, die allgemeine Verfassung und die Haarpflege unter die Lupe nehmen. Daraus ergibt sich der Therapieplan. Er beinhaltet Entgiftung, Nahrungsmittelergänzungen, Pflegeprodukte, Kopfhautseren und die Low-Level-Lasertherapie. Sie durchblutet die Kopfhaut. Dafür kommt der Patient in der Regel einmal pro Woche in die Klinik. Es gibt aber auch Therapiemodelle für zu Hause.
Ihr eigenes Haarproblem haben Sie gelöst. Wie sieht Ihre Pflegeroutine aus?
Ich verwende Shampoo, Conditioner und den Verdichtungsspray des Haarexperten Philip Kingsley sowie einmal pro Woche die Kopfhaut- und Haarmaske. Dazu mache ich Lasertherapie und nehme unser hoch dosiertes Haarvitamin, dazu Minoxidil und Sägepalmextrakt, einen DHT-Hemmer. Ausserdem habe ich gelernt, dass tägliches Haarewaschen gerade bei Haarproblemen gut ist – aber natürlich nur, wenn das Produkt stimmt!