Und Peter glaubt, dass Mensch einfach immer mobiler sein wollen. Personen, die viel reisen, mal hier und mal dort leben, legen Wert darauf, zentral zu wohnen und coole Erfahrungen zu sammeln: «Man will kein grosses Behabnis, sondern flexibel sein können, aber sich dennoch zu Hause fühlen.»
Urban und industriell
Das TomoDomo-Team hat in Zusammenarbeit mit dem X-TRA-Team und der Designerin Corinne Jolliet (28) ein heimeliges Zuhause für die Bewohnerinnen und Bewohner geschaffen. «Uns war es wichtig, dass die Räumlichkeiten wohnlich und funktional gestaltet werden, die Einrichtung aber auch die Philosophie des X-TRA widerspiegelt», erklärt die 28-Jährige. Im Fokus stand, den Leuten die Liebe zur Musik näherzubringen und dennoch einen Wohlfühlort zu gestalten.
Lampen aus alten Schallplatten, grossformatige Konzertfotografien und ein begrüntes Flightcase vermitteln das Gefühl der Eventlocation. «Mir war extrem wichtig, auf die Räumlichkeiten einzugehen und vorhandene Elemente zu integrieren. Das X-TRA hatte zum Glück viele tolle Objekte vor Ort und ein Team, das mit viel Engagement und Herzblut eigene Kreationen angefertigte.»
Second-Hand-Stücke und Eigenkreationen
Die Coliving-Räume sind vorwiegend mit Second-Hand-Stücken und selbst gebauten Eigenkreationen aus dem X-TRA ausgestattet, wie Jolliet erklärt. «Wir hatten einen kleinen Bus und sind von Brocki zu Brocki. In meinen Augen ist es einfach charakteristischer, wenn man ein Sofa aus Echtleder mit Patina hat, als dass man ein massenproduziertes Möbelstück reinstellt.» Dies sei mitunter sicher etwas, was sich durch alle Projekte der Designerin zieht, da sie selbst auch so lebe.
Das ganze Projekt liegt Jolliet sehr am Herzen, da es für sie extrem spannend war, dass man sich mit Wohnformen auseinandersetzt und gegebene Räumlichkeiten umnutzt. «Man muss nicht immer alles so machen, wie es immer angedacht war – man darf ruhig auch mal neu- und umdenken!»
Die Zusammenarbeit mit dem X-TRA-Team war für die Designerin unvergesslich: «Sie haben extrem viel Liebe reingesteckt und unglaublich viel Eigeninitiative gezeigt.»
«Man fühlt sich willkommen und aufgenommen»
Auch Peter lobt den Effort des Teams: «Sie haben extrem viel Herzblut in das Projekt reingesteckt.» So hätten sie sich unter anderem selbst um die Abbrucharbeiten, das Verlegen der Böden, das Zusammenbauen der Küche oder das Streichen der Wände gekümmert. Und weiter meint der TomoDomo-Gründer: «Anstatt Däumchen zu drehen, nahm das X-TRA das Zepter in die Hand und machte etwas aus der schwierigen Situation, in welcher es sich befand.» Aus einer Notlage entstand laut Peter etwas schönes Neues, das ihnen und auch anderen viel Freude bringt.
Das neue Angebot schätzt auch Anjalee Shah (29) sehr. Die Inderin, die im vergangenen Jahr für ihren Master in Business Administration nach London zog und nun zehn Wochen ein Praktikum bei der Credit Suisse in Zürich macht, fühlt sich rundum wohl im Domo X-TRA. «Wenn du in eine neue Stadt ziehst, ist es nicht immer einfach, Anschluss zu finden. Aber hier kommst du an, hast eine Menge neue Mitbewohner aus allen Ecken der Welt und du fühlst dich einfach willkommen und aufgenommen.»
Für Simon Moser (39), der Anfang Juni im Coliving eingezogen ist, macht es der Mix aus Privatsphäre und dennoch Kontakt mit Leuten. «Man hat vielmehr Anonymität als in einer Wohngemeinschaft, aber findet trotzdem gleich Anschluss in einer neuen Stadt.»
Der Berner kam für einen Tapetenwechsel nach Zürich. Dass der Platz in einem Coliving-Zimmer eher begrenzt ist, stört Moser nicht. Er lebe im Moment sowieso eher minimalisitisch. «Ich bin so viel glücklicher, mache mir nicht viel Gedanken um Dinge», sagt der SBB-Projektleiter und zitiert aus dem Film «Fight Club» (1999): «The things you own, they end up owning you.»
Manuel Köck durfte selbst renovieren
Während die meisten in den exakt selben Zimmern wohnen, hat Manuel Köck (32) seinem Zimmer eine persönliche Note verliehen. Er hat die Wände gestrichen und eigene Kunst aufgehängt: «Für mich funktioniert das Ganze auch nur deshalb, weil mir erlaubt wurde, mich im Zimmer kreativ auszuleben.» Nur in einer Art Hotelzimmer zu leben, das hätte Köck nicht gekonnt, wie er sagt. «Ich bin jemand, der gern nestet.»
Die Zustimmung für seine Änderungen musste er vorab bei Johannes Peter einholen. Weil das Zimmer noch unrenoviert war, konnte er seine Vorstellungen dann umsetzen.
Ursprünglich stammt Köck aus Tirol, mit 18 zog es ihn nach Wien. Jetzt lebt er seit drei Jahren in Zürich, wo er vorher in einer 90 Quadratmeter grossen Wohnung wohnte. Fürs engere Coliving hat er sich entschieden, weil er wieder mehr unter Leute wollte: «Ich bin schon seit Ende 2019 im Homeoffice. Führte meine eigene Recruiting-Firma – ohne Mitarbeiter. Ich war einfach sehr alleine im vergangenen Jahr, obwohl ich natürlich auch meine Freunde immer wieder getroffen habe.» Im X-TRA lebt er erst seit kurzem, hofft aber auf eine Zeit mit vielen spannenden Begegnungen.