Steven Stokey-Daley hat sich mit seinen dekonstruierten Interpretationen britischer Herrenmode, die Nostalgie mit modernem Rebellentum vereint, einen Namen gemacht. Jetzt erweitert er seine Arbeit um eine Kollektion für Frauen. Die für S. S. Daley typischen Elemente bleiben: Anspielungen auf die britische Aristokratie und skurrile Motive wie Jagdhunde sind da nur die Spitze der Nadel. Die Kollektion spielt mit maskulinen Codes – übergrossen Blazern, weiten Hosen und akzentuierten Tailoringdetails –, während sie gleichzeitig eine poetische, fast zarte Sinnlichkeit einführt. Etwa bei jenem Look, bei dem ein strenges Herrenhemd zu einem Bleistiftrock aus Perlen getragen wird, dessen Blumenmuster wie ein Kreuzstich wirkt. Plissee-Unterröcke umspielen raffiniert die Beine. Shorts aus Männerstoffen, durchscheinende Röcke und Tops verkörpern eine subtile Spannung zwischen maskuliner Strenge und femininer Leichtigkeit. Über allem schwebt stets exzentrische Britishness, die dem Label bereits seit seiner Gründung 2020 eigen ist. In der Schweiz ist S. S. Daley bei Tasoni in Zürich erhältlich, ebenso wie Marie Adam-Leenaerdt.
In der Tradition der belgischen Mode bewegt sich die Designerin Marie Adam- Leenaerdt. Die Absolventin der Kunstakademie Cambre in Brüssel arbeitete bei Balenciaga und Givenchy, bevor sie 2023 ihr eigenes Label gründete. Mit ihrer intellektuellen Herangehensweise hat sie sich schnell als eine der spannendsten neuen Stimmen etabliert. Sie spielt mit Volumen, asymmetrischen Schnitten und raffinierten Drapierungen, die scheinbar vertraute Kleidungsstücke in eine völlig neue Dimension heben. Ihre Entwürfe, die Trends negieren und Bestand haben wollen, sind reduziert, aber nie simpel – sie fordern den Blick heraus, indem sie klassische Schneiderkunst mit bewusst unkonventionellen Proportionen brechen. Multifunktionalität ist ihr roter Faden: Röcke können in Mäntel, Kleider oder Taschen umgewandelt werden, Stiefel haben bisweilen einen abnehmbarem Schaft.
Mode als zeitgemässe Alltagsuniform setzt die niederländische Marke Róhe seit 2021 konsequent um. Marieke Meulendijks und Maickel Weyers setzen auf unerwartete Details und kompromisslose Qualität. «Die Kollektion hat gegenwärtig eine hohe Relevanz aufgrund ihrer modernen, eleganten und zeitlosen Styles, die nie langweilig sind», sagt Laurence Antiglio, die Róhe neu in ihren Vestibule-Stores verkauft. «Ich mag ihren nachhaltigen Approach – unter anderem recycelte Materialien.» Hinzu kommt ein überzeugendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Amsterdamer Studio, das sich in einem Haus aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts befindet, kommen Kunst, Kulturerbe, Architektur, Handwerk und Mode aufs Schönste zusammen.