Dieser selbstspielende Flügel bringt Starpianisten nach Hause

Ein selbstspielender Flügel bietet ein aussergewöhnliches musikalisches Erlebnis. Wie von Geisterhand bewegen sich die Tasten des Spirios von Steinway & Sons.

Steinway & Sons

Ich schliesse die Augen, um die sanften Töne, die durch die Luft gleiten, aufzunehmen. Die entzückende Melodie von Ludovico Einaudis (65) «I Giorni» erfüllt den Raum. Auf meiner Haut kribbelts, sie beschert mir Gänsehaut. Als ich die Augen wieder öffne, kann ich es kaum glauben, dass niemand am glänzenden Flügel sitzt. Der Spirio von Steinway & Sons spielt von ganz alleine. Die Tasten werden wie durch eine unsichtbare Hand heruntergedrückt. Ich hätte schwören können, dass der italienische Komponist selbst in die Tasten haut.

«Auflösung als auch Dynamik sind bei diesem Flügel unglaublich präzise. Beim Spirio gibt es keinen Unterschied zwischen einer Live-Performance und Wiedergabe», sagt Christian Natale (45), Leiter Verkauf und Marketing bei Musik Hug, am Black Masterpiece Event im Bürgenstock Resort zu Bolero. 1020 Dynamikstufen pro Taste und 800 Signale pro Sekunde machen den Spirio zum Rolls-Royce seiner Kategorie. «Es gibt andere Selbstspieler. Der grosse Unterschied zu diesen liegt neben der extrem hohen Auflösung auch darin, dass man keine Abweichung im Anschlag spürt oder im Klang hört, wenn man selbst spielt.»

Und genau das tut Natale, schon seit er sechs ist. Die Musik ist seine Leidenschaft. Erst lernte er am Konservatorium, studierte dann Jura. Das Musizieren begleitet ihn schon sein Leben lang. Bei Musik Hug kann er heute beides verbinden: private Leidenschaft und Job. Den Steinway-Flügel hat er schon selbst gespielt. Tut es auch an diesem Abend wieder. Seine Finger fliegen über die Tasten des fast ausschliesslich handgefertigten Flügels. «Das Spirio-Systme ist nur aktiv, wenn man es auch nutzt. Ansonsten ist der Flügel wie jeder andere Steinway-Flügel», schwärmt der Musik-Hug-Marketingleiter.

Aufgrund all des Fortschrittes eröffnen sich Sorgen um Konzertpianisten. Braucht es die denn vielleicht irgendwann gar nicht mehr, wenn die Technik so weit ist, dass sie selbst für uns spielen kann? Der Klang stammt nach wie vor aus der Feder des Menschen, doch einmal installiert, braucht es ihn nicht mehr.

Natale gibt Entwarnung: «Ich glaube nicht, dass wir uns darum sorgen müssen. Die emotionale Verbindung zwischen dem Künstler und seinem Publikum kann nicht ersetzt werden. Spirio bietet wunderbare Unterhaltung und bringt die besten Pianisten der Welt nach Hause, aber es ist ein ganz anderes Erlebnis, wenn man sich ein richtiges Konzert eines echten Pianisten im KKL anhört.» Der Musik-Hug-CMO findet aber die Entwicklung eine tolle, denn er ist überzeugt, dass diese digitalisierte Art, um Musik zu machen, neue Perspektiven und Möglichkeiten mit sich bringt.

Die fortschreitende Digitalisierung hat auch die Musikbranche im Griff. Sie bringt wichtige Vorteile mit sich, von denen verschiedene Bereiche profitieren können. Seit etwa einem Jahr wurde die Spirio-Linie von Steinway & Sons mit dem r-Flügel erweitert. Dort kommt die Aufnahmefunktion hinzu. «Darum wird das Modell auch immer interessanter für Institutionen wie Musikhochschulen oder Tonstudios», ist sich Natale sicher.

Doch Hauptkundschaft des Selbstspielers sind Privatpersonen, wie der passionierte Hobbyklavierspieler bestätigt. «Angesprochen werden Leute, die Musik lieben, selbst vielleicht nicht gut spielen können, sich jedoch die ultimative Musikanlage wünschen.» Der Spirio habe für Musik Hug eine ganz neue Kundschaft angezogen, die sich einen solchen exklusiven Genuss auch leisten kann. Mittlerweile stehen auch in Top-Hotels, wie dem Bürgenstock Resort, Spirio-Flügel.

Dass Musik noch immer ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft ist, hat Musik Hug auch während der Corona-Pandemie stark gespürt. «Viele haben angefangen, zu Hause ein Musikinstrument zu lernen. Sie haben eingesehen, dass es mehr als nur Netflix-Serien und Spiele auf dem iPhone gibt. Das ist in meinen Augen eine wunderbare Entwicklung, denn ein Instrument zu spielen, ist für jeden eine Bereicherung.» Motivation und Spass seien letzten Endes das Entscheidende für den Anfang. «Musik soll Freude bringen», so Natale.

Der Leiter Verkauf und Marketing bei Musik Hug ist überzeugt, dass Musizieren einen Boom erlebt. Denn obwohl wir zwar in einer Gesellschaft leben würden, in der «Instant Gratification» eine grosse Rolle spielt, könne man auch einen Trend in die genau entgegengesetzte Richtung beobachten: «Man will etwas machen, dass einen fordert, aber auch Spass macht.»

Sichtlich Spass macht es auch der US-amerikanischen Konzertpianistin, die während des Abends immer wieder am Flügel und mit wundervollen Kompositionen beeindruckt. Viel zu lange habe ich kein Live-Konzert mehr besucht. Mir wird bewusst, wie schön klassische Musik doch ist. Ich schliesse wieder die Augen, lasse die Alltagssorgen zurück und in Gedanken treibt es mich hinweg in eine ferne Welt.

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