Die Film-Highlights von Cannes

Nachdem die Filmfestspiele von Cannes (F) im vergangenen Jahr Corona-bedingt abgesagt werden mussten, finden sie heuer vom 6. bis 17. Juli statt. Wir verraten, welche Film-Highlights du auf keinen Fall verpassen darfst.

The French Dispatch

Es ist schon eine Weile her seit der letzten Ausgabe der Filmfestspiele von Cannes. 2019 fanden sie das letzte Mal statt. Nach der Absage im vergangenen Jahr werden 2021 die begehrten Filmpreise vom 6. bis 17. Juli vergeben. Das aber im ruhigeren Rahmen, mit vielen Gesundheitssicherheitsmassnahmen und etwa nur halb so vielen Besuchern und Besucherinnen.

Dennoch gibt es auch in aussergewöhnlichen Zeiten glitzernden Glamour an der Croisette zu erleben: Geladen sind Hollywood-Grössen, die neue Werke präsentieren. Die Filmfestspiele bieten eine Kostprobe des besten, was die internationalen Kinos gerade zu bieten haben. Wir nennen zehn Filme, auf die wir besonders gespannt sind, und die ihr unbedingt auf eure Must-see-Liste setzen solltet.

Neun Jahre ist es her, seit Leos Carax' (60) gefeiertem «Holy Motors». Nun ist der französische Regisseur mit einem neuen herrlich verschrobenen Film zurück. Gemeinsam mit den Brüdern Ron (75) und Russell Mael (72), die auch als Pop-Duo Sparks bekannt sind, hat er den Musicalfilm «Annette» geschaffen. Die Mael-Brüder träumten immer schon davon, einen Kinofilm zu kreieren. Nach vielen Anläufen hat das nun geklappt: «Annette» erzählt die Geschichte von einem düster angehauchten Stand-up-Comedian (Adam Driver, 37) und einer begabten Opernsängerin (Marion Cotillard, 45). Und deren Tochter, die mit einer überraschenden Gabe geboren wird.

Nonnen-Schocker «Benedetta»: Paul Verhoeven (82) präsentiert einen Klosterfilm, der auf Judith Cora Browns (75) Buch «Schändliche Leidenschaften: das Leben einer lesbischen Nonne in Italien zur Zeit der Renaissance» (1988) basiert. Der niederländische Filmemacher brüskiert im Historiendrama mit Sexszenen im Kloster, wo eine lesbische Nonne, die einst in einer prunkvollen Zeremonie Jesus Christus heiratete, in Ungnade fällt.

Wie lange haben wir uns schon einen Film über das Leben von Sängerin Céline Dion (53) mit ihrer Musik herbeigesehnt? Lange! Und die französische Schauspielerin und Regisseurin Valérie Lemercier (57) liefert uns genau das ausserhalb des Wettbewerbs. Wenn auch auf skurrile Weise. Denn «Aline» erzählt die Geschichte vom Aufstieg einer Sängerin, die sich zwar wie Céline Dion anhört, aber nicht so heisst. Aline Dieu nennt sich der Hauptcharakter, gespielt von Lemercier selbst. Irgendwie bizarr, aber auf jeden Fall sehenswert!

Wehmütig und sensibel ist Mia Hansen-Løves (40) Werk «Bergman Island», wo sich ein US-Filmemacher-Paar (Tim Roth, 60 und Vicky Krieps, 37) auf der Suche nach Inspiration auf die Reise zum Haus des grossen Regisseurs Ingmar Bergman (1918-2007) auf der Insel Fårö begibt. Langsam beginnt Realität und Fiktion zu vermischen. Ein Film innerhalb eines Films – ein ausgefallenes Konzept, das Hanson-Løve hier verfolgt.

Joanna Hoggs (61) «The Souvenir» – mit Tilda Swinton (60) und ihrer Tochter Honor als Mutter-Tochter-Duo – aus dem Jahr 2019 ist einer dieser Arty-Indie-Filme, der unaufdringlich und selbe Weise schräg ist. Im Mittelpunkt steht die Liebe zwischen der jungen Filmstudentin Julie (Honor Swinton-Byrne, 23) und dem rätselhaften, älteren Anthony (Tom Burke, 40). Eine Geschichte, die nicht zwingend nach einer Fortsetzung schreit, aber genau das liefert uns die britische Regisseurin in diesem Jahr: Hoggs «The Souvenir Part II» ist ein nachdenkliches, herzzerreissendes Memoirenwerk geworden, in dem Verlust und Kreativität eine grosse Rolle spielen.

Der lang ersehnte Wes Anderson (52) Film, der eigentlich schon im vergangenen Jahr hätte gezeigt werden sollen, ist das Glanzstück des Line-ups in Cannes. Für die Besetzung wählte der «Grand Budapest Hotel»-Regisseur hochkarätige Namen: unter anderem Saoirse Ronan (27), Timothée Chalamet (25), Adrien Brody (48), Owen Wilson (52), Bill Murray (70), Frances McDormand (64), Benicio del Toro (54) und Tilda Swinton (60). «The French Dispatch» begleitet das Team eines englischsprachigen Magazins in Frankreich. Ein typischer Wes-Anderson-Film, der als «Liebesbrief an den Journalismus» beschrieben wurde.

Nachdem er 2010 für «Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben» die Goldene Palme gewann, ist Apichatpong Weerasethakul (50) mit einem neuen Werk zurück an den Filmfestspielen. «Memoria» ist so typisch für den thailändischen Filmemacher – bedächtig und irgendwie schwer fassbar. Mit Tilda Swinton (Ja, die schottische Schauspielerin ist dieses Jahr in einigen Filmen an der Croisette zu sehen!), die als Ausländerin in Kolumbien ist und unter einer mysteriösen Störung der Sinnesverarbeitung leidet. Die Geschichte wird hauptsächlich in Spanisch erzählt.

Der Regisseur von «Tangerine» (2015) und «The Florida Project» (2017) liefert mit «Red Rocket» ein halb-autobiografisches Werk über den MTV-VJ und Schauspieler Simon Rex (46), der in den «Scary Movie»-Filmen mitspielte und sich zu Beginn seiner Karriere auch an Pornos versuchte. In Sean Bakers (50) neuem Film schlüpft Rex in die Rolle des heruntergekommenen Pornostars Mikey Saber, der in seine texanische Heimatstadt zurückkehrt, um dort Versöhnung zu suchen.

Julia Ducournaus (37) «Raw» debütierte 2016 in Cannes und wurde von Kritikern und Horrorinteressiertem Publikum gefeiert. Ihre neueste Arbeit – der Film «Titane» – wurde daher mit Sehnsucht erwartet. Im Zentrum stehen ein Vater und sein Sohn, die wieder vereint werden, nachdem der Junge im Kindesalter spurlos verschwunden war. Zur selben Zeit kommt es in der Region zu einer grausamen Mordserie.

Dieser Drama-Thriller von Tom McCarthy (55) läuft ausserhalb des Wettbewerbs. Die Hauptrolle verkörpert Matt Damon (50). Er spielt einen hart arbeitenden Vater aus Stillwater, Oklahoma, der alles hinter sich lässt, um nach Marseille (F) zu reisen, wo seine Tochter seit fünf Jahren im Knast sitzt. Während eines Studienaufenthaltes soll sie Amanda-Knox-ähnlich ihre Geliebte Lina erstochen haben. Sie beteuert immer wieder ihre Unschuld. Ein für McCarthy untypischer Film, der sonst kleine, sehr amerikanische Filme dreht. Auf jeden Fall eine interessante Abwechslung!

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