Früh übt sich, wer eine Meisterin werden will. Das trifft bei ihr zu: Jill Winnie Moser (22) hat schon als junges Mädchen ihre Leidenschaft fürs Malen entdeckt. «Ich habe nicht gerne gebadet und das lange Sitzen fand ich langweilig. Darum kaufte mir meine Mutter zur Beschäftigung abwaschbare Wachsmalstifte», sagt Jill zu Bolero. Das Baden wurde plötzlich zur Nebensache, Jill freute sich auf einmal auf das vorher so verhasste Ritual. Die Fliesen im Badezimmer wurden zur ersten Leinwand des kreativen Kopfes. «Seither gehört die Malerei zu meinem Alltag – und auch das Baden mache ich mittlerweile gern», sagt die 22-Jährige und lacht.
Seit den kindlichen Badezimmer-Kritzeleien hat sich einiges verändert. Hinter den Bildern von Jill stecken tiefgründige Überlegungen. Die junge Künstlerin setzt sich in ihren Werken mit dem oberflächlichen Konsumwahn und dem ständigen Streben nach Selbstoptimierung auseinander. Themen, die sie beschäftigen und direkt betreffen. «Ich bin eine junge Frau, verbringe so einige Zeit im Internet und habe das Privileg, mehr oder weniger frei entscheiden zu können, wofür ich mein Geld ausgeben möchte», stellt Jill klar. Auch ausserhalb ihres künstlerischen Schaffens hinterfrage sie oft, inwiefern sie aus freiem Willen konsumiere. «Es ist nichts Neues, dass durch Unsicherheiten Geld verdient wird.» Social Media würde einen immer grösseren Druck auf ihre Generation ausüben. Für Jill stellt sich die Frage, ob das Ganze noch mit persönlicher Heilung und eigenwilligem Wachstum zu tun hat, oder wir uns schlichtweg gesellschaftlichen Leistungsimperativen unterwerfen.