Nach der Beratung fertigt Haroon eine 3D-Aufnahme des Gesichts an, auf der auch in der Tiefe schlummernde Hautprobleme, wie zum Beispiel Pigmentflecken, die noch nicht an die Oberfläche gelangt sind, entdeckt werden können. Auch die Entfernung eines Doppelkinns kann durch den Computer simuliert werden, um das zu erwartende Ergebnis nach einem Eingriff visuell darzustellen. «Meine Patienten sollen nach dem Treatment entspannt und frisch aussehen und nicht sichtbar überholt», erklärt Haroon. Als seine Spezialität nennt er den zusammen mit seinem Mentor Dr. Des Fernandes aus Kapstadt entwickelten minimal-invasiven Scarless Ponytail Lift. Dieser zieht die Schläfenregion straff nach oben – eben wie beim Binden eines Pferdeschwanzes.
Karisma gegen Knitterfältchen
Mit der jüngsten Generation von Fillern arbeitet die Fachklinik für Schönheitschirurgie Prevention Center mit Praxisräumlichkeiten in Zürich und Zug: das neuartige Präparat Karisma kombiniert erstmals die beiden Wirkstoffe Kollagen und Hyaluron in einem Produkt.
Früher wurden Falten mit tierischem Kollagen aufgefüllt – bis der aus Rindern und Schweinen gewonnene Inhaltsstoff vor allem wegen BSE, Rinderwahn, in Verruf geriet. Auch die Verträglichkeit war nicht optimal, es traten vereinzelt allergische Reaktionen auf. Ersetzt wurde das tierische Kollagen dann durch Hyaluronsäure, ein synthetisch hergestelltes Zuckermolekül, das mit der natürlich im menschlichen Körper vorkommenden Hyaluronsäure identisch ist.
Das Fillerpräparat Karisma vereint nun durch die Kombination von Kollagen und Hyaluron die Nutzen beider Inhaltsstoffe. Das hierfür verwendete Kollagen wird aus den Kokons der Seidenraupe gewonnen und ist sehr gut verträglich. Was diesen Kombinationswirkstoff so besonders macht, ist, dass das Hyaluron die Falten durch die Injektion sofort sichtbar füllt, während das Kollagen später aus der Tiefe nachzieht und die behandelte Region aufpolstert. Gerade kleine Knitterfältchen, insbesondere in der Mundregion, können so jetzt eliminiert werden.
BOLERO: Inwiefern hat sich die ästhetische Medizin in den letzten Jahren verändert?
DR. MED. CHRISTIAN KÖHLER: In erster Linie gibt es heute viel mehr Anbieter mit einem wesentlich grösseren Leistungsspektrum.
Welche Behandlungen sind in Ihren Augen gewinnbringend, was halten Sie für Unsinn?
Ein früher Start mit einer kompetenten Kosmetik, zum Beispiel zur Behandlung von Akne bei Teenagern, empfinde ich als sinnvoll. Unsinn ist für mich eine übertriebene Typenveränderung.
Wie haben sich die Patientenbedürfnisse in den letzten Jahren verändert? Und wie reagieren Sie als Schönheitschirurg darauf?
Das Zauberwort lautet Individualismus. Heute wollen wir jedem einzelnen Bedürfnis des Patienten gerecht werden und massgeschneiderte Behandlungskonzepte anbieten.
Wie viel Psychologie fliesst in Ihre Arbeit mit ein?
Jede Menge. Social-Media- und Brand-Marketing bestimmen heute, was in ist. Da haben wir Ärzte eine grosse Betreuungsverantwortung.
Anti-Aging oder Better Aging?
Interessanterweise haben wir genau diesen Punkt bereits vor fünfzehn Jahren erfolglos diskutiert. Ich persönlich vertrete heute den Grundsatz des Individualismus.
Welche Rolle spielen Faktoren wie Ernährung, Bewegung und Pflegeprodukte bei der Hautalterung?
Beim ganzheitlichen Schönheitskonzept, das wir heute verfolgen, steht eine ausgewogene und gesunde Ernährung zuoberst. Bewegung und Pflege folgen an zweiter Stelle. Leider sehe ich immer öfter Patienten, die viel zu viele Kosmetikprodukte verwenden. Das kann der Haut sehr schaden.
Wie wichtig ist der Faktor Genetik für die Hautalterung?
Dank Erkenntnissen aus der Epigenetik können durch Therapieformen wie etwa die Einnahme spezieller Tabletten oder Shots unsere Gene und Zellen optimiert und so die Hautalterung um bis zu dreissig Prozent reduziert werden. Begleitende Analysen beweisen das eindrücklich.
Welche Behandlungsansätze gehen Ihnen zu weit?
Es gibt immer zahlreichere Anbieter ästhetischer Eingriffe sowie immer mehr kosmetische Produkte. Eine offizielle Qualitätskontrolle hingegen fehlt. Einige Behandlungen, wie etwa das Vergrössern der Lippen, sind in den letzten Jahren aus dem Ruder gelaufen, Stichwort Schlauchbootlippen. Seriöse Mediziner sind heute damit beschäftigt, die Fehler aufwendig rückgängig zu machen.